Werra Rundschau am 14.10.2025, Seite 4

Eine dramatische Flucht mit einem selbst genähten Heißluftballon aus der DDR in den Westen verhalf zwei Familien im Jahr 1979 zu einem Leben in Freiheit. 46 Jahre später sorgt ein Rückblick auf die Ereignisse von damals unter andern dafür, dass das Eschweger Hospiz „Meißnerblick“ eine Spende in Höhe 2043 Euro vom Lions Club Eschwege-Werratal erhielt.
Unter dem Titel „Mit dem Ballon in den Westen“ berichtete Günter Wetzel im September im Bürgerhaus Reichensachsen von seiner spektakulären Flucht aus der DDR. Der Einladung des Lions Clubs waren rund 230 Menschen gefolgt, die die Fluchtgeschichte von Günter Wetzel, der den Ballon konstruierte, nähte und mit seinem Freund testete, hören wollten und die einen bewegenden und spannenden Abend im bis auf den letzten Platz gefüllten Bürgerhaus von Reichensachsen erlebten.
Wetzel, der heute als Rentner in Chemnitz lebt, schilderte eindrucksvoll, wie er gemeinsam mit seiner Familie und Freunden 1979 mit seinem selbst gebauten Heißluftballon in den Westen floh – eine Geschichte, die durch Mut, Erfindungsgeist und den Wunsch nach Freiheit geprägt ist.
Er schilderte aber auch die politischen und gesellschaftlichen Zustände in der DDR, wie der Plan, die DDR zu verlassen, reifte, samt aller damit verbundenen Gefahren, Sorgen und berechtigten Ängsten vor Entdeckung durch die Staatssicherheit. Die tatsächliche Flucht der beiden Familien mit vier Erwachsenen und vier Kindern – das jüngste war erst zwei Jahre alt – gelang erst beim dritten Versuch und das auch nur knapp. Den Flüchtenden war in der Luft das Gas ausgegangen und der Ballon verlor schnell an Höhe, erreichte aber auf wundersamer Weise knapp das Gebiet der Bundesrepublik nahe dem fränkischen Ort Naila, der dadurch tatsächlich zu sowas wie Berühmtheit gelangte. Die Staatssicherheit war den beiden Familien zu diesem Zeitpunkt bereits dicht auf den Fersen.
Das Publikum folgte gebannt seinen Schilderungen und honorierte den Vortrag mit großem Applaus. Der Lions Club übernahm sämtliche Kosten für die Veranstaltung und bat stattdessen um Spenden zugunsten des Hospizes „Meißnerblick“. Dank der großen Spendenbereitschaft der Gäste konnte nun der gesamte Betrag an das Hospiz übergeben werden.
Der Lions Club dankt allen Besuchern für ihre großzügige Unterstützung und betont, dass der Abend nicht nur durch die eindrucksvolle Geschichte, sondern auch durch die Hilfsbereitschaft der Teilnehmer in Erinnerung bleiben wird.