Einen geliebten Menschen, der seine letzte Lebenszeit im Hospiz verbringt, bis zum Schluss zu begleiten, das ist eine anspruchsvolle, aber auch bereichernde Erfahrung. So erleben es viele An- und Zugehörige. Auf den eigentlichen Abschied folgt meist ein längerer Trauerprozess, der für jeden von uns individuell verläuft. Was dabei fast immer gut tut: Zu wissen, dass wir nicht alleine sind – weder mit unserer Trauer noch mit der Erinnerung an die verstorbene Person.
Etwa alle vier bis sechs Monate findet im Hospiz Meißnerblick in Eschwege eine Gedenkfeier für die An- und Zugehörigen der in der zurückliegenden Zeit verstorbenen Hospizgäste statt. Eine Gedenkfeier mit kleinen gemeinsamen Ritualen und viel Raum für Austausch untereinander sowie mit den Mitarbeitenden des Hospizes. Schon das Aussprechen der Verstorbenen-Namen kann viel bedeuten, ebenso das Wachrufen von gemeinsamen Erinnerungen und das Erzählen davon, wie es „danach“ weitergegangen ist und wie es sich jetzt anfühlt
Am 23. Juli 2025 hat nun die erste Gedenkfeier für An- und Zugehörige der bis Ende Mai 2025 Verstorbenen im Hospiz Meißnerblick stattgefunden.
Dazu wurde im Gemeinschaftsraum in der Mitte eines Stuhlkreises ein Herz aus rotem Tuch ausgelegt. Darauf lagen bunten Laubblättern nachempfundene Papierblätter – insgesamt 36 für all diejenigen, die sich in dieser Zeit im Hospiz auf die Reise begeben haben.
Diese Blätter werden für jeden verstorbenen Hospizgast an der Wand zum Raum der Stille in einen Bilderrahmen angebracht. Darauf stehen die Namen der Verstorbenen sowie das Geburtsdatum und der Todestag. Neben jedem Blatt lag ein sogenanntes „Seelchen“, das für jede:n Verstorbene:n nach seinem Versterben im Gemeinschaftsraum an einer Korkenzieherweide aufgehangen wird.
Der Pianist Luca Hettling eröffnete die Veranstaltung mit der Mondscheinsonate von Beethoven am Klavier. Brigitte Kiese begrüßte die anwesenden An- und Zugehörigen und erklärte, dass die Gedenkfeier auch Raum zum Austausch untereinander und mit den Mitarbeitenden geben soll.
Trauer bedeute nicht nur „loslassen“, sondern auch „verbinden“. Es sei sehr wertvoll die gelebten Verbindungen in eine bereichernde Erinnerung zu verwandeln und diese fest in seinem Herzen zu tragen.
Mitarbeitende des Hospizes lasen dazu einige passende Zitate vor wie etwa von R.M. Rilke:
„Wenn ihr mich sucht, sucht in euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, lebe ich in euch weiter.“
Im Anschluss wurde für die Verstorbenen in der Reihenfolge ihres Versterbens jeweils eine Kerze entzündet und von den Mitarbeitenden zu dem jeweiligen Blatt gestellt. Eine Kerze für einen Menschen zu entzünden bedeute, ihm nahe zu sein und seiner zugedenken.
Mit einer sich anschließenden Meditation wurden die Anwesenden eingeladen, sich an spezielle Situationen mit den Verstorbenen zu erinnern. Im Folgenden konnten die An- bzw. Zugehörigen das Blatt „ihres“ Verstorbenen sowie das entsprechende „Seelchen“ an sich nehmen.
Verschiedene Wünsche wurden den Verstorbenen im Anschluss mit auf den Weg gegeben, um dann deren Seelen symbolisch durch den Flug von 10 Tauben freizugeben, die ihren Weg nach Hause in ihren Schlag fanden. Dazu wurden die Anwesenden auf die Terrasse gebeten.
Bei Kaffee und Kuchen konnten sich die An- und Zugehörigen untereinander und mit den Mitarbeitenden über die Zeit im Hospiz und die Zeit danach austauschen. Dabei war für den ein oder anderen „schön“ zu sehen, dass man mit seiner Trauer nicht allein ist.